Startseite » Psychotherapeutische Versorgung vor großen Herausforderungen

Psychotherapeutische Versorgung vor großen Herausforderungen

PKN veranstaltet 8. Niedersächsischen Psychotherapeutentag

Hannover, 30. August 2024  – Politische und gesellschaftliche Veränderungen zeigen sich auch in den Behandlungszimmern. Ganz gleich, ob Cannabislegalisierung, Übergänge vom Jugend- ins Erwachsenenalter oder immer komplexer werdende Behandlungsbedarfe – die Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten stellen sich diesen Herausforderungen. Die Psychotherapeutenkammer Niedersachsen stellte daher den 8. Niedersächsischen Psychotherapeutentag am heutigen Freitag in Hannover ganz unter das komplexe Thema „Herausforderungen in der psychotherapeutischen Versorgung“. Rund 100 Kammermitglieder fanden sich ein, um diese gemeinsam mit dem Kammervorstand und fachkundigen Referentinnen und Referenten zu diskutieren.

Etwa 100 Teilnehmende besuchten den Psychotherapeutentag. - Foto: PKN/Gina Briehl

Zu Beginn stellte Kammerpräsident Roman Rudyk in seinem Eröffnungsvortrag die deutliche Zunahme von psychischen Erkrankungen sowie die sich dadurch ergebenden Aufgaben für die Versorgung von psychisch erkrankten Menschen dar. Anschließend wurden in drei parallelen Workshops exemplarisch drei dieser Aufgabenbereiche diskutiert. Dies waren die Relevanz der Cannabis-Legalisierung für die psychotherapeutische Praxis, der psychotherapeutische und organisatorische Umgang mit komplexen Behandlungsbedarfen sowie Möglichkeiten, Hürden und Grenzen der psychosomatischen Behandlung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen am Beispiel der Diagnose Anorexie.

Am Nachmittag griff der Kammerpräsident die eingangs genannte Bedeutung der neuen fachpsychotherapeutischen Weiterbildung als einen zentralen Bestandteil der Versorgung von psychisch kranken Menschen auf und zeigte den Prozess der Umsetzung auf. Dabei wurde deutlich, dass die Finanzierung der Weiterbildung endlich auf ein solides Fundament gestellt werden muss: „Niedersachsens Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten haben sich schon immer für die sich verändernden Belange von psychisch Erkrankten eingesetzt und werden das auch weiterhin in gewohnt engagierter und kreativer Weise tun. Nun ist die Politik gefragt, durch eine gesetzliche Finanzierung der Weiterbildung und damit Investitionen in den psychotherapeutischen Nachwuchs dieses Engagement auch für die Zukunft zu sichern“, fasst der Kammervorstand abschließend zusammen.

Der Niedersächsische Psychotherapeutentag klang mit einer engagierten Diskussion der Teilnehmer*innen, Referent*innen und Mitgliedern des Kammervorstands zu den genannten Themen aus.

Kammerpräsident Roman Rudyk erläutert in seinem Vortrag die hohe Bedeutung der neuen Weiterbildung für die psychotherapeutische Versorgung. - Foto: PKN/Gina Briehl

Hintergrund zur fachpsychotherapeutischen Weiterbildung
Mit der Reform des Psychotherapeutengesetzes (PsychThG) im Jahr 2019 wurde der psychotherapeutische Ausbildungsweg grundlegend novelliert und der Beruf strukturell an andere akademische Heilberufe angeglichen. Im Anschluss an das Masterstudium erfolgt nun direkt die Approbationsprüfung, daran anschließend muss eine mindestens fünfjährige Weiterbildung zum Fachpsychotherapeuten oder zur Fachpsychotherapeutin in hauptberuflicher Anstellung absolviert werden. Diese ist vergleichbar mit der fachärztlichen Weiterbildung. Der neue Qualifizierungsweg gilt für alle Studierenden, die nach dem 01.09.2020 mit dem Studium begonnen haben. Leider ist die Finanzierung der dringend benötigten Weiterbildungsstellen in den verschiedenen Versorgungsbereichen (ambulant, stationär, institutionell) nach wie vor nicht gesetzlich festgehalten. Ende September 2023 forderte der Bundesrat mit einem Entschließungsantrag die Bundesregierung auf, die Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung zu sichern. Dennoch sind im laufenden Gesetzgebungsverfahren des Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes (GVSG) noch immer keine ausreichenden Finanzierungsmöglichkeiten festgehalten.