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Psychotherapeutische Versorgung in Gefahr

Ein politischer Abend im Vorfeld der niedersächsischen Landtagswahl

Hannover, 12. September 2022. Die psychotherapeutische Versorgung bildet – nach den hausärztlichen und internistischen – das dritte Standbein der ambulanten Versorgung der Bevölkerung. Damit dies auch in Zukunft noch so ist und die Menschen die Behandlung bekommen, die sie benötigen, sind mehr Kassensitze, ausreichend Studienplätze sowie eine finanzielle Absicherung der psychotherapeutischen Weiterbildung unerlässlich.

Um ihre Positionen im Vorfeld der niedersächsischen Landtagswahlen deutlich zu machen, lud die Psychotherapeutenkammer Niedersachsen am 07.09.2022 Politikerinnen und Politiker der demokratischen Parteien ein, um über wichtige Forderungen und Positionen der Psychotherapeutenschaft für die nächste Legislatur zu diskutieren.

Das große übergreifende Thema des Abends war, wie sichergestellt werden kann, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen eine angemessene Behandlung erhalten. Neben einem ausreichenden Angebot von Behandlungsplätzen müsse auch Aufklärungsarbeit stattfinden. Für Susanne Victoria Schütz (FDP) war dabei klar, dass eine Entstigmatisierung von seelischen Krankheiten sowie deren Behandlung in der Gesellschaft unerlässlich ist: „Zum Psychotherapeuten gehen zu können, wenn man psychisch krank ist, muss ebenso selbstverständlich sein, wie mit Zahnschmerzen zum Zahnarzt zu gehen.“

Wie kann es gelingen, ausreichend Nachwuchs auszubilden, um eben diese Behandlungsplätze anzubieten? So nahmen auch das neue psychotherapeutische Studium sowie die sich anschließende Weiterbildung zur Fachpsychotherapeutin bzw. zum Fachpsychotherapeuten an diesem Abend einen breiten Raum ein. Im Fokus stand die zu geringe Anzahl von Studienplätzen sowie die nicht sichergestellte Finanzierung der Weiterbildung an Kliniken, Weiterbildungsinstituten und in Praxen, in denen Weiterbildung stattfinden wird. Hier sei dringend die Unterstützung der Politik gefordert, so die einhellige Meinung.

„Es muss ausreichend Studienplätze geben und für die Zeit nach dem Studium genügend Weiterbildungsplätze,“ konstatierte Nicole van der Made (Bündnis 90/Grüne). „Die Versorgungslücke muss auch in der Fläche geschlossen werden.“ Andernfalls laufe Niedersachsen Gefahr, aufgrund der demografischen Entwicklung in eine Mangelversorgung bei der Psychotherapie zu geraten.

Dem stimmte Uwe Schwarz (SPD) grundsätzlich zu. Denn auch wenn Niedersachsen bezüglich der Studienplätze etwas besser dastehen würde als so manch ein anderes Bundesland, so fehle es nach dem Bachelor an Masterstudienplätzen. Im Hinblick auf die generelle psychotherapeutische Versorgung in Niedersachsen ist er hingegen optimistisch: „Wir werden die Unterversorgung abbauen.“

Dennoch wies Kammerpräsident Roman Rudyk nochmals auf die Herausforderungen der kommenden fünf Jahre zur Sicherung der psychotherapeutischen Versorgung in Niedersachsen hin. Er  beschrieb die Situation in den Praxen, Kliniken und Beratungsstellen bereits heute als angespannt: „Da ist Druck auf dem Kessel, das spüren unsere Kolleginnen und Kollegen Tag für Tag. Ähnlich wie die Ärztinnen und Ärzte stehen auch wir vor den Herausforderungen des demografischen Wandels. Die Weichenstellung für die neue Weiterbildung muss jetzt erfolgen, Verzögerungen und Engpässe können wir uns als Gesellschaft nicht leisten.“

Das Positionspapier der Psychotherapeutenkammer Niedersachsen zur Landtagswahl Niedersachsen 2022 zu den Herausforderungen der kommenden fünf Jahre zur Sicherung der psychotherapeutischen  Versorgung in Niedersachsen können Sie hier herunterladen.