PKN-Kammerversammlung – Resolution I: Handeln angesichts der Klimakrise
Auf der Kammerversammlung am 04.11.2023 verabschiedeten die Delegierten einstimmig eine Resolutionen zum Handeln angesichts der Klimakrise.
Die Klimakrise bedroht auch die psychische Gesundheit – Psychotherapeut*innen sind in besonderer Weise gefordert
Es gehört zu den Aufgaben der Psychotherapeut*innen in Niedersachsen, sich in Hinsicht auf die psychische Gesundheit der Menschen für den Erhalt ihrer ökologischen Lebensgrundlagen einzusetzen (Berufsordnung der Psychotherapeutenkammer Niedersachsen §1 Abs. 3).
Die Klimakrise stellt eine erhebliche Gefährdung auch für die psychische Gesundheit dar. So erhöhen Extremwetterereignisse das Risiko von Depressionen, Angststörungen und Traumafolgestörungen. Hitzewellen führen zu einer höheren Inanspruchnahme der Akutversorgung und zu einer höheren Suizidrate. Die zunehmenden Beeinträchtigungen durch die Klimakrise führen absehbar zu erhöhter Stressbelastung in der Bevölkerung und können Zukunftsangst und Kummer auslösen. Auch gesellschaftliche Konflikte wie zunehmende weltweite Migrations- und Verteilungskonflikte aufgrund der Klimakrise gefährden individuell und gesellschaftlich die psychische Gesundheit der Menschen. Besonders gefährdet sind ohnehin vulnerable Gruppen wie ältere Menschen, Kinder, Arme, Menschen mit Behinderungen und physisch und psychisch Erkrankte.
Sowohl gesellschaftlich, ökonomisch als auch individuell hat die Klimakrise massive Auswirkungen und bringt Veränderungs- und Anpassungsbedarf mit sich. Derartige Bedrohungen können psychische Abwehrmechanismen bei Menschen auslösen und führen bisweilen zu Verleugnungen und Bagatellisierungen. Damit einhergehend werden gesellschaftliche Spaltungsprozesse gefördert, da die unterschiedlichen Positionen oft unvereinbar erscheinen. Insbesondere Psychotherapeut*innen sind fachlich qualifiziert und gefordert, solche gesellschaftlich dysfunktionalen Bewältigungsmechanismen zu verstehen, verständlich zu machen und Wege zu einem rationaleren Diskurs durch Beratung von Politik und Behörden sowie Information der Öffentlichkeit zu unterstützen. Ebenso sind sie herausgefordert, in den Therapien die psychischen Belastungen ihrer Patienten zu lindern, aber getrennt davon auch die Auswirkungen auf die eigene Lebenssituation zu beachten und ggf. zu bewältigen.
Psychotherapeut*innen sind also in besonderer Weise aufgerufen, die psychischen Folgen der Klimakrise in Forschung und in ihren Versorgungsangeboten zu berücksichtigen und die eigene Berufstätigkeit und Berufspolitik nachhaltig zu betreiben. Die Eindämmung der Klimakrise selbst stellt jedoch die wichtigste Maßnahme zum Schutz vor diesen Gefährdungen dar. Alle gesellschaftlichen Akteure, insbesondere der Politik und Wirtschaft, werden aufgefordert, die in ihrem Verantwortungskreis möglichen Maßnahmen auf dem Weg zu einer klimaneutralen Gesellschaft sehr zeitnah umzusetzen.